Die Uracher Pestilentz
ein 30-Minuten-Spektakel
.....in den Kaschemmen einer mittelalterlichen Stadt
Europa
und
Urach
im
16.
Jahrhundert.
Unter
dem
letzten
bedeutenden
Kaiser
Karl
V
des
heiligen römischen Reiches Deutscher Nation geht das Mittelalter zu Ende.
Die
Welt
scheint
sich
etwas
schneller
zu
drehen.
Kopernikus
nimmt
die
Erde
aus
dem
Zentrum
des
Alls
der
römisch-katholischen
Weltanschauung
und
macht
sie
zur
Kugel,
die
nun um den Mittelpunkt Sonne kreist.
Verarmte Bauern organisieren Aufstände gegen Leibeigenschaft und Frondienste.
Luther setzt die Reformation durch und proklamiert seine 95 Thesen.
Die
Buchdruckerei
kommt
in
Schwung.
Informationen
werden
auch
in
deutscher
Sprache
vervielfältigt.
Die
Welt
wird
offener,
größer
und
zugleich
auch
unüberschaubarer.
Wissenschaftliche
und
technische Neuerungen überschlagen sich.
In
namhaften
Kirchen,
an
Herzogs-,
Königs-
und
Kaiserhöfen
wird
Renaissancemusik
zelebriert.
Nach
wie
vor
grassiert
die
Pest
und
andere
Seuchen
in
Großstädten,
die
oft
wegen
anhaltender Landflucht überfüllt sind.
Betuchte Bürger fliehen aufs Land und nehmen die Seuchen mit sich.
Gesteigerte
Lebensangst
paart
sich
mit
gesteigerter
Lebenslust
des
letzten
Augenblicks.
Dürer und andere Künstler entwerfen ihre Totentanzbilder.
Urach hat seine glanzvollste Zeit als Regierungssitz Süd-Wirtembergs des Grafen Eberhards im Barte hinter sich.
Die Landesteile sind wieder in Stuttgart vereinigt, aber Urach bleibt Nebenschauplatz.
Hierher flüchtet die unglückliche Gattin des Herzogs Ulrich.
Hier
hält
Herzog
Ulrich
als
Verfechter
der
Reformation
1534
den
"Götzentag"
ab.
Heilige,
Heiligenbilder,
Ablassbriefe
und
die
heilige Madonna gehören der Vergangenheit an.
Doch
die
römisch-katholische
Kirche
bläst
zur
Gegenreformation.
1547
wird
Urach
erobert
durch
den
spanischen
Herzog
Alba
(Fernando Alvarez de Toledo), im Namen von Kaiser Karl V.
.....
und
Ulrich
bezahlt,
...
allein
schon
für
den
Wiederaufbau
der
Festung
Hohenurach
19000
Gulden.
... in Zeiten der Pest
Die große Pestwelle, die über Europa hereinbricht, erstreckt sich von 1348 bis 1720.
Beim
Auftreten
der
Pestwellen
werden
Bazillen
des
Rattenflohs
über
die
Hausratte
auf
den
Menschen übertragen.
Die
seuchenartige
Ausbreitung
erfolgt
hauptsächlich
in
überfüllten
Städten.
Hier
sterben
pro
Pestwelle bis zu 90% der Bevölkerung.
Pest
tritt
oft
in
Begleitung
mit
weiteren
Seuchen wie Malaria und Tuberkulose auf.
Auch
das
Antoniusfeuer
(Vergiftung
durch
den
Mutterkornpilz
im
Getreide)
ist
in
seinen
Ursachen noch nicht erkannt.
Pest
wird
wie
die
anderen
Seuchen
häufig
als
Strafe
Gottes
gesehen
und
proklamiert.
Gegenmaßnahmen gegen die Pest:
- Pflanzenauszüge in Form guter Düfte und Räucherungen gegen giftige Luft.
- Pestbücher und Pestschriften
- Bußprozessionen und Wallfahrten
- Anrufung Pestheiliger
- Spenden und Ablässe zum späteren Heil
- Pestkreuze
- Schutzkleidung ( gewachste Mäntel, Hand-schuhe, Schnabelmasken )
....zum 30-Minuten-Spektakel
-
1550 -
Neue Pestfälle werden gemeldet
Der fanatische Oberhirte in Diensten des Herzogs von Alba und Karls V. warnt:
" vor Saufen und Prassen
" vor Zügellosigkeit
" vor Reformation, Aberglauben und Hexen
" vor der Strafe Gottes
" vor der Pest!
Die Begine Ursula vom Stift hinter der Amanduskirche kennt Wurzeln, Kräuter und Düfte gegen
giftige Luft und rät Euch dringend, dies zu nutzen, bevor die innere Hitze Euch frisst.
Renaissancemusik A-Capella-pur versetzt Euch Gäste, die ihr bisher unbekümmert fresset und saufet
in die Stimmung von Kirche und Fürstenhof des 16. Jahrhunderts.
Weihrauchduft, Pflanzenwurzeln, Hetzprediger, Heiligenbilder und Ablassbriefe lassen Euch die
Gabel im Halse stecken und machen den letzten Schluck in Eurer Kehle seltsam trocken.